Katzen sind genügsame Haustiere, die leicht und ohne viel Aufwand auch als reine Stubenbewohner zu halten sind. Sind Sie auch dieser Meinung? Weit gefehlt! Die Katze ist ein sensibles Wesen, das häufig seinen Stress über ungenügende Haltungsbedingungen oder unpassende Partner in sich hinein frisst. Meist fällt dem Besitzer über Jahre nichts auf. Kommen dann allerdings kleinste Stressoren hinzu, dann ist das Fass zum überlaufen gebracht und die Katze zeigt plötzlich Problemverhalten wie Unsauberkeit, wiederkehrende Blasenentzündung, Aggression gegenüber Besitzer oder Partnerkatze oder gesteigerte Angst.
Bei genauerer Analyse der Haltungsbedingungen findet man in der Regel immer etwas, das zu verbessern ist. Doch keine Angst, die Optimierung eines Katzenhaushalts ist mit wenig Aufwand zu bewerkstelligen.
Katzentoilette? Nimm zwei! Die Katze freut’s ...
Beginnen wir mit dem Platz für die dringenden Bedürfnisse, die Katzentoilette. Für die Anzahl gilt eine Faustregel: Anzahl der Toiletten = Anzahl der Katze(n) plus 1. Hat man eine Katze, sind zwei Toiletten nötig, bei zwei Katzen drei und so weiter. Doch warum zwei? Katzen haben die Eigenart, Urin und Kot nicht an derselben Stelle abzusetzen. Somit brauchen wir eine für die flüssigen und eine für die festen Ausscheidungen. Bei mehreren Katzen entsprechend mehr. Fehlt dieses Angebot, leidet die Katze, auch wenn dies nicht auf Anhieb erkennbar ist. Ist nur eine Toilette im Angebot, wird diese in der Regel für beide Geschäfte genutzt, wohl fühlt sich der Stubentiger dabei aber nicht. Und kommen dann Stressoren hinzu….. das hatten wir schon. Nebenbei: für jede Toilette muss ein eigener Platz gefunden werden, also bitte nicht vier nebeneinander. Ideal sind Plätze mit Rückendeckung und Ausblick nach vorn. Vermeiden Sie geschlossene Toiletten, oft gar noch mit Schwingtür. Diese sind lediglich besitzerfreundlich, bieten aber keinen Ausblick und die Katze sitzt in ihrem eigenen Mief. Besser sind große offene Schalen, die mit mindestens 4 cm hoher Streu gefüllt sein sollten.
Futter und Wasser stehen meist, ganz praktisch, nebeneinander in der Küche, bei Ihnen auch? Für das Futter ist das in Ordnung und auch sinnvoll, denn Vorrats- und Kühlschrank sind nicht weit. Die Wasserstelle sollten Sie jedoch in einem anderen Raum einrichten. Warum das? Katzen sind vom Ursprung Savannentiere und ihre Gene halten immer noch daran fest. Im wilden Leben hieße das, dass die Katze nach einer Mahlzeit zur nächsten Wasserstelle einige Kilometer zurücklegen muss. In der Wohnung reicht die Distanz zum nächsten Raum aus. Sie werden feststellen, dass Ihre Katze so auch mehr trinkt, ein gesunder Nebeneffekt. Für Liebhaber: ein Zimmerspringbrunnen ist die Katzenwasserstelle „deluxe“. Viele Katzen lieben das Spiel mit dem plätschernden Nass. Und ein abschließender Tipp: Katzen hassen es, wenn beim Trinken oder Essen ihre Schnurrhaare den Napfrand berühren. Hier also besser breite und flache Teller anstatt kleiner Näpfchen mit hohem Rand!
Zwei oder mehr Katzen sind prima, sofern das Raumangebot groß genug ist, denn die Katze ist deutlich weniger Einzelgänger als lange angenommen.
Doch Vorsicht: Gruppieren Sie zwei oder mehrere Katzen zusammen, müssen die Typen zueinander passen. Ideal sind ähnliche Charaktere, die sich ergänzen und sich nicht gegenseitig auf die Nerven fallen. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle. Kätzinnen sind häufig von eher robusten Katern genervt. Daher ist einer „Männer- oder Frauenhaushalt“ besser. Ziel soll sein, zwischen den Katzen Freundschaften zu schaffen, die Jahre überdauern. Gelingt dies nicht, gründen sie bestenfalls eine WG und gehen sich aus dem Weg.
Zum idealen Lebensraum gehören erhöhte Aussichtsplätze und Rückzugshöhlen. Häufig stehen wunderschöne, deckenhohe Kratzbäume mitten im Wohnungsflur, doch keine Katze interessiert sich dafür. Kein Wunder, denn hier gibt es nichts zu kucken! Der Kratzbaum gehört ans Fenster oder doch zumindest mitten ins Geschehen der Wohnung, so dass alles im Blick ist. Neben den Höhlen des Kratzbaumes sollten noch weitere Unterschlupfmöglichkeiten angeboten werden, in Form von Körbchen oder aber einfach herunterhängenden Decken, hinter denen man sich verstecken kann.
Gerade für die Wohnungskatze ist Beschäftigung das A und O.
Viele Angststörungen reiner Wohnungskatzen resultieren aus zu wenig Reiz und positivem Stress. Sie bereiten Ihrer Katze sehr viel Vergnügen, wenn Sie täglich oder doch mehrfach die Woche etwas Neues von draußen mit nach Hause bringen. Lassen Sie den Einkaufskorb oder die Papiertüte (kein Plastik, Erstickungsgefahr!) ruhig mal eine Stunde herumstehen. Katzen lieben es, neue Dinge zu erforschen und darin herum zu toben. Auch ein mitgebrachter Zweig oder ein Stein von draußen ist ein Erlebnis. Das Suchen von Futter oder Geschicklichkeitsspiele sind weitere Alternativen, Katzen vor drohender Langeweile zu schützen. Statt des üblichen Napfangebots können Sie kleine Trockenfuttergaben in der ganzen Wohnung oder im Spielbrett verstecken. Ihre Katze kann so den ganzen Tag „Jagd“ auf Beute machen und ist abends glücklich und zufrieden.
Sollte Ihre Katze trotz aller Angebote auffällige oder Ihnen Rätsel aufgebende Verhaltensweisen zeigen, beraten wir Sie, dank Spezialisierung auf Verhaltensmedizin und -therapie, gern und helfen bei der Problemlösung. Wir freuen uns auf Ihre Fragen!