Anästhesie bei Kleintieren
Viele Tierbesitzer haben auch heute noch Bedenken, wenn ein Eingriff unter Narkose ansteht, insbesondere, wenn Hund, Katze oder Heimtier schon in einem fortgeschrittenen Alter sind. Die Sorge ist verständlich, in den meisten Fällen aber unbegründet.
Die Aussage, diesen oder jenen Eingriff ausschließlich wegen „des Alters“ nicht mehr durchzuführen, ist dank moderner Narkosevarianten nicht mehr zu rechtfertigen. Insbesondere dann nicht, wenn das Tier aus Angst vor der Narkose nicht von seinem Schmerz oder Leid befreit wird. Je nach Anlass oder Art des Eingriffs führen wir verschiedene Narkosen durch.
Keine Angst vor Narkosen!
Für uns ist es wichtig, dass der Eingriff so sicher wie möglich durchgeführt werden kann. Ein entscheidender Baustein ist die Planung zuvor. Eine Empfehlung zu einer Blutuntersuchung zeitnah vor dem Eingriff gilt für jeden Patienten, unabhängig vom Alter, um die wichtigsten Organparameter, Blutbild und Gerinnungswerte bestimmen zu lassen. Für ältere oder vorerkrankte Patienten ist sie für uns Pflicht. Die so erhobenen Werte erleichtern die Wahl der Narkosemedikamente und geben einen Hinweis für die erforderliche Nachsorge. Am Tag der Blutentnahme klären wir Sie über die Begleitmaßnahmen vor dem Eingriff, die Narkoseart, ggf. bestehende Risiken und die Nachsorge auf. Zusätzlich erhalten Sie diese Informationen schriftlich zum Nachlesen für zu Hause.
Aber bitte nur eine leichte Narkose!
Diesen Wunsch hören wir immer mal wieder. „Leichte“ Narkosen gibt es nicht. Wohl aber verschiedene Medikamente mit unterschiedlicher Wirkart und -dauer. Der Begriff „leicht“ suggeriert „harmlos“. So kann und sollte man Narkosen aber nicht definieren. Besser wäre: sicher und gut gesteuert! Die Dauer ist dabei wenig entscheidend und auch nicht die (korrekte) Narkosetiefe. Ein oberflächlicher Dämmerschlaf, bei dem der Patient vieles noch am Rande mitbekommt, stresst, ist dadurch eine Belastung für den Kreislauf und hinterlässt negative Erinnerungen. Daher gilt: wenn Narkose, dann so, dass der Patient entspannt und schmerzfrei schläft. Die moderne Narkosemedizin bietet uns, je nach Anlass und Patient, eine große Palette an Präparaten, die sinnvoll und schonend miteinander kombiniert werden können. Selbst für den Risikopatienten!
Narkose so sicher wie möglich!
Die Wahl der passenden Narkotika ist das eine. Mindestens ebenso wichtig sind die begleitenden Maßnahmen. Diese erhalten alle unsere Patienten, unabhängig von Narkoseart und -dauer. Jeder Patient wird intubiert, selbst wenn wir das Narkosegerät bei einem ultrakurzen Eingriff nicht benötigen. Der Tubus legt die Atemwege frei und erlaubt bei einem möglichen Zwischenfall, ohne Zeitverzögerung Sauerstoff geben zu können. Ebenso zum Standard gehört der venöse Zugang. Alle Narkosepatienten erhalten eine Infusion, um den Kreislauf zu stabilisieren. Je nach vorliegender Grunderkrankung brauchen manche Patienten noch eine Flüssigkeitszufuhr nach dem eigentlichen Eingriff. Jede Narkose wird technisch überwacht. Wir erhalten so einen Überblick über die Vitalparameter. Wir legen ein Narkoseprotokoll an. Dies erfasst alle verabreichten Medikamente mit Zeitpunkt der Gabe, Dauer des Eingriffs, mögliche Besonderheiten und alle Vitalparameter. Während des Eingriffs liegen alle unsere Patienten auf einem Wärmebett. Bei längeren Eingriffen beugen wir so einer Unterkühlung vor. Insbesondere bei Heimtieren ist diese Maßnahme wichtig, da sie binnen kürzester Zeit kritisch unterkühlen können.
Ultrakurznarkose
Es gibt Situationen, die ein kurzes Ablegen des Tieres erforderlich machen. Dies können bestimmte Lagerungen bei Röntgenaufnahmen oder kurze und trotzdem unangenehme Maßnahmen sein. Hierzu erhalten die Patienten über einen venösen Zugang ein Ultrakurznarkotikum, das sich binnen weniger Minuten wieder abbaut. Nach Ablauf dieser Zeit ist das Tier wieder munter.
Kombinationsnarkosen mit kurzer Wirkdauer
Sie bieten sich an für Eingriffe, die maximal eine halbe Stunde Zeit in Anspruch nehmen, z. B. die Versorgung einer Wunde mit Naht. Über einen venösen Zugang wird die Narkose verabreicht und kann mit entsprechenden Medikamenten wieder aufgehoben werden.
Inhalationsnarkose
Sie ist unsere Standardnarkose für alle operativen Eingriffe an Hund, Katze und Heimtier. Alle Patienten erhalten dazu einen venösen Zugang. Über ihn wird die Narkoseeinleitung verabreicht, also ein kurzwirksames Präparat, das es uns ermöglicht, den Patienten zu intubieren. Im Anschluss wird die eigentliche Narkose über ein Gemisch aus Narkosegas und Sauerstoff eingeleitet, während sich die Kurznarkose abbaut. Das Narkosegas kann individuell dosiert und am Ende des Eingriffs sofort beendet werden. Die Inhalationsnarkose ist schonend, gut steuerbar und daher für lange Eingriffe, selbst am Risikopatienten, gut geeignet. Das Narkoserisiko kann auf diese Weise, kombiniert mit den beschriebenen Begleitmaßnahmen, so gering wie möglich gehalten werden.
Aufwachen nach der Narkose
Die Überwachung des Patienten endet nicht mit dem Abschluss der Narkose. Noch schlafend, liegt der Patient im Aufwachbereich und wird regelmäßig auf seinen Zustand kontrolliert. Wir planen unsere OP-Termine so, dass (abgesehen von Notfällen) jeweils nur Hunde oder Katzen im Aufwachbereich untergebracht sind. Dies trägt entscheidend zur Stressreduktion bei. Begleitend setzen wir tierartspezifische entspannende Pheromone ein.
Ausnahmslos alle unsere Patienten werden erst entlassen, wenn sie völlig wach sind und die Praxis auf ihren eigenen Beinen verlassen können.