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Reisemedizin für Haustiere

Menschen nehmen ihr Tier auf Reisen mit oder importieren Tiere aus dem Süden. Wir sagen Ihnen, worauf Sie achten müssen ...

Der Urlaub steht an und viele von uns nehmen den Hund oder manch einer auch die Katze mit. Dabei gibt es, je nach Land, vielfältige Einreisevorschriften und bei einigen Ländern auch gewisse Bedingungen, wie z. B. die Tollwuttiterbestimmung oder vorgeschriebene antiparasitäre Behandlungen vor der Einreise, zu beachten. Wir beraten Sie ausführlich zu den notwendigen Maßnahmen, damit Sie entspannt Ihr Urlaubsziel erreichen.

 

Reisen in den Süden oder Südosten bergen ernste Gefahren vor allem für unsere Hunde. Dessen sollte man sich bewusst sein! In vielen Mittelmeerländern, allerdings auch in den südlich an Deutschland angrenzenden Staaten, im Oberrheingraben und seltener in ganz Deutschland existieren durch verschiedene Parasiten übertragbare Erkrankungen. Deren Verbreitung nimmt zu. Zum einen, weil sich durch die Klimaerwärmung mehr und mehr die Überträger (Mücken, Zecken) bei uns wohl fühlen und zum anderen, weil der Infektionsdruck durch nicht ausreichend diagnostizierte bzw. therapierte Importhunde steigt. Zu den wichtigsten Erkrankungen zählen:

LEISHMANIOSE Die Leishmaniose ist in allen üblichen Mittelmeerländern verbreitet. Der Überträger ist die sehr kleine Sandmücke. Diese ist neben den genannten Ländern mittlerweile auch in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, in Österreich und in der Schweiz heimisch. Sie breitet sich allmählich immer weiter nach Norden aus. Entgegen der üblichen Meinung lebt diese nicht am Strand (Sand...), sondern im Binnenland. Die Hauptflugzeit ist zwischen April und Oktober. Dabei suchen die Weibchen (ähnlich wie bei unserer heimischen Stechmücke) Tiere oder Menschen für eine Blutmahlzeit auf. Sie sind überwiegend nachtaktiv, ca. eine Stunde nach Sonnenuntergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang. Die üblichen Mückengitter vor den Fenstern oder Mosquitonetze in Zelten oder Wohnmobilen schützen nicht, die Maschen sind zu groß. Die Leishmaniose ist eine chronische Erkrankung. Ist der Erreger einmal im Organismus, kann er mit Medikamenten zwar bedingt kontrolliert, aber nicht beseitigt werden. Neben allgemeinen Symptomen wie Schwäche, Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit zeigen sich schmerzhafte Ekzeme und Veränderungen an den inneren Organen. Der Tod tritt in der Regel durch Nierenversagen ein. Die Leishmaniose ist eine Zoonose, ist also durch die Sandmücke auf den Menschen übertragbar. Es wird diskutiert, ob dies auch durch den Kontakt mit dem Wundsekret der Ekzeme möglich ist. Eine Übertragung durch Hundebisse ist selten, aber nachgewiesen. Leishmanien werden beim Deckakt als auch diaplazentar übertragen. Eine Leishmanien-positve Mutter bringt also mit hoher Wahrscheinlichkeit infizierte Welpen zur Welt. Dies sollte bei der Übernahme eines Welpen aus den entsprechenden Ländern beachtet werden. Kann man im Urlaubsland die Verbreitungsgebiete nicht meiden oder kennt sie nicht, ist eine Prophylaxe die Lebensversicherung für Ihren Hund! Gegen Leishmaniose kann man impfen, eine einmalige Gabe pro Jahr ist ausreichend. In Kombination mit einem Repellent, also einem Spot-On-Präparat, das Parasiten abwehrt, ist Ihr Hund gut geschützt.

EHRLICHIOSE Die Ehrlichiose wird von der Braunen Hundezecke übertragen. Sie ist ab Zentralfrankreich südwärts in allen Mittelmeerländern und in Portugal heimisch. Sie ist häufigeres Urlaubsmitbringsel, wenn der Hund nicht ausreichend gegen Zeckenbefall geschützt ist. Dabei überlebt sie lange im heimischen Haushalt und legt dort ihre Eier. Es kommt also lokal zu Verbreitungen. Heimisch ist sie bei uns noch nicht. Anzeichen einer akuten Ehrlichiose sind Mattigkeit, Leistungsabfall und verminderter Appetit. Neben Fieber und verdickten Lymphknoten entsteht eine allgemeine Blutungsneigung, erkennbar an Nasenbluten, punktuellen Einblutungen in die Haut, Blut im Urin oder im Kot oder größeren Hämatomen. Die rasche Gabe von speziellen Antibiotika ist hier nötig. Die akute Phase kann auch still verlaufen. In der Folge wird die Ehrlichiose chronisch und führt durch bestimmte Prozesse im Körper zur chronischen Niereninsuffizienz, an deren Folgen der Hund letztendlich verstirbt. Durch die Gabe des Antibiotikums in der Akutphase wird der Erreger eingedämmt, der Verlauf der Erkrankung blockiert. Eliminiert wird er in der Regel nicht. Ist der Befall mit Ehrlichiose bekannt, sollte der Hund außerhalb der Akutphase regelmäßig durch Blutuntersuchungen überwacht werden. Eine sichere Vorsorge ist die Gabe von zeckenabwehrenden oder -abtötenden Präparaten während der Urlaubszeit. Ist ihr Hund symptomloser Träger der Erreger, sollte er in der zeckenaktiven Zeit mit einem Zecken abtötenden Präparat versorgt werden, um eine Verbreitung und damit die Ansteckung anderer Hunde zu blockieren.

BABESIOSE Der Erreger der sogenannten Hundemalaria ist sehr verbreitet in Frankreich, aber auch in den anderen Mittelmeerländern, in Ungarn und weiter im Südosten. Zunehmend findet man ihn allerdings auch in ganz Deutschland und den nördlich angrenzenden Ländern bis in den Süden Großbritanniens. Überträger sind die Braune Hundezecke und die Auwaldzecke (eine Buntzecke). Letztere taucht in Deutschland regional, wie auch andere Buntzecken, immer öfter in Massen auf! Sie ist ganzjährig ab ca. vier Grad Celsius aktiv. Ungefähr drei Wochen nach einem infektiösen Zeckenbiss kommt es zu Abgeschlagenheit und hohen Fieber, teils mit dunkel verfärbtem Urin. Wird die Babesiose in dieser Phase nicht diagnostiziert und es bleibt die Behandlung aus, führt sie häufig zum Tod. Eine spezifische Therapie ist also so schnell wie möglich einzuleiten! Nach den ersten Fieberschüben folgen Mattigkeit, Inappetenz und Gewichtsverlust. Oft sind gelbe Schleimhäute zu beobachten. Es kann zu Entzündungen der Augen mit Netzhautablösung oder zu Schäden am Zentralen Nervensystem, erkennbar an Bewegungseinschränkungen oder Krampfanfällen kommen. Am Ende geht die Erkrankung in ein chronisches Stadium über. Der infizierte Hund bleibt auch nach erfolgreicher Therapie lebenslang Überträger und sollte dementsprechend gegen Zecken behandelt werden. Der effektivste Schutz vor einer Übertragung ist die regelmäßige Gabe eines Zeckenrepellents oder eines Zecken abtötenden Wirkstoffes. Anhand der aktuellen und zunehmenden Verbreitung der Überträgerzecken auch in Deutschland!

ANAPLASMOSE Sie ist, genau wie ihr Überträger der Holzbock (unsere heimische Zeckenart), in ganz Deutschland verbreitet. Der Erreger ist Anaplasma phagozytophilum. Ihre Symptome sind denen der Ehrlichiose sehr ähnlich, zusätzlich kann es zu Lahmheiten kommen. Eine Übertragung von Hund auf Mensch ist ausgeschlossen. Durch den Stich des Holzbocks können wir aber mit Anaplasmen infiziert werden. Ist die Krankheit diagnostiziert, erfolgt die Behandlung mit einem spezifischen Antibiotikum über einige Wochen. Relativ neu in Deutschland und noch nur ein Urlaubsmitbringsel ist Anaplasma platys. Sie ist in den südlichen Mittelmeerländern heimisch und wird durch die Braune Hundezecke übertragen. Die Symptome sind ebenfalls ähnlich denen der Ehrlichiose. Da der Holzbock ab ca. 10 Grad Celsius aktiv ist, empfiehlt sich über die wärmere Jahreszeit ein Zeckenrepellent oder die Gabe eines Zecken abtötenden Präparates in ganz Deutschland.

HEPATOZOONOSE Der Erreger, ursprünglich in Afrika beheimatet und über die südlichen Länder nach Norden transportiert, ist mittlerweile bei uns heimisch. Füchse als Reservoir spielen hier eine große Rolle. Die Übertragung erfolgt durch das Zerbeißen und Verschlucken infizierter Zecken. Daneben werden die Erreger diaplazentar übertragen. Zuchthündinnen sollten also nicht befallen sein. Nach Infektion wandern die Erreger aus dem Darm in verschiedene Organe und besiedeln die Leukozyten (weiße Blutkörperchen). Die Symptome sind eher unspezifisch. Es zeigen sich Abmagerung, Inappetenz, Lymphknotenschwellung, Ausfluss aus Augen und Nase, Lahmheit, Durchfall und wechselndes Fieber. Gelegentlich kann es zu Verhaltensveränderungen kommen. Es sind vor allem junge Hunde sowie immunsupprimierte Tiere betroffen. Bei geringer Erregerlast verläuft die Infektion meist ohne Symptome. Sind Symptome vorhanden und die Erreger sind nachgewiesen, erfolgt eine spezifische Therapie. Eine direkte Prophylaxe gibt es nicht. Durch einen wirksamen Zeckenschutz kann immerhin verhindert werden, dass der Hund mit infizierten Zecken befallen wird, die er möglicherweise zerbeißen möchte.

FILARIOSE Hier unterscheidet man den Herzwurm (Dirofilaria immitis) und den Hautwurm (Dirofilaria repens). Filarien sind grundsätzlich weltweit verbreitet, in unserer Nähe hauptsächlich in Südosteuropa, spielen aber zunehmend auch bei uns eine Rolle. Die Übertragung erfolgt in der Regel über Stechmücken. Beim Herzwurm kommt es zu Leistungsschwäche und Atemwegssymptomen wie Husten und Atemnot. Es kann ein Lungenhochdruck entstehen. Schreitet die Infektion unentdeckt voran, kann sie zu Embolien und zum plötzlichen Tod führen. Der Hautwurm lässt sichtbare Knoten in der Unterhaut entstehen, teils auch juckende Hautentzündungen. Der Befall mit dem Hautwurm ist eine Zoonose, kann auch auf den Menschen übertragen werden! Die Zeit zwischen der Infektion und dem ersten Auftreten der Symptome ist lang, ca. sechs Monate. Daher ist es bei Übernahme eine Hundes aus den entsprechenden Ländern unabdingbar, nicht nur vor Verlassen des Ursprungslandes einen Erregernachweis zu führen, sondern zwingend nochmals sechs Monate nach Ankunft in Deutschland, um sicher zu sein, dass keine Infektion vorliegt. Die Urlaubsprophylaxe ist durch die Gabe passender Präparate einfach. Die Therapie des Hautwurms erfolgt mit den gleichen Präparaten über die Dauer von sechs Monaten. Die Behandlung des Herzwurms gestaltet sich deutlich komplizierter und ist mit Vorsichtsmaßnahmen für den betroffenen Hund verbunden. Sie sind notwendig, um eine drohende und gegebenenfalls tödliche Embolie zu vermeiden. Die Therapie erfolgt in mehreren Schritten mit unterschiedlichen Präparaten, die in festgesetzten Zyklen verabreicht werden müssen. Ausführliche Informationen zu Erkrankung, Verbreitung und Therapie sind unter www.heartwormsociety.org, der Seite der American Heartworm Society, zu finden.

Eine Prophylaxe anlässlich der Urlaubsreise ist relativ einfach, kann sich aber, je nach Urlaubsland und Reisedauer, deutlich unterscheiden. Entscheidend ist nicht nur die Wahl des passenden Präparates, sondern auch die Dauer der schützenden Maßnahmen. Wir beraten Sie hier ausführlich.

 

Sie haben einen Hund oder eine Katze aus südlichen Ländern übernommen, dann sorgen wir dafür, dass Ihr Tier sorgfältig auf alle möglichen Erkrankungen untersucht wird. Auf handschriftlich ausgefüllte Zettel mit den Ergebnissen durchgeführter Schnelltests, die bei Übernahme gern den Papieren des Tieres beigelegt werden, verlassen wir uns anhand langjähriger Erfahrung nicht. Der sicherste Test ist ein Nachweis über eine Blutentnahme und die Auswertung im spezialisierten Labor. Dabei spielt auch der Zeitpunkt der Entnahme eine Rolle. Bei manchen Erkrankungen gelingt ein Erregernachweis erst Monate nach der Infektion. Daher ist ein Nachtesten eine gewisse Zeit nach Einreise unabdingbar, um eine Infektion auszuschließen. Beim Herzwurm entscheidet sogar die Tageszeit über einen sicheren Erregernachweis. Seine Larven sind erst ab dem späten Nachmittag im Blut aktiv, daher muss die Blutentnahme entsprechend terminiert werden.

 

Wir möchten, dass Sie und Ihr importiertes Tier geschützt sind vor schleichenden und teils lebensbedrohlichen Erkrankungen geschützt sind. Deshalb ist es uns ein Anliegen, Sie über die notwendigen Maßnahmen ausführlich zu informieren und gemeinsam die richtigen Schritte einzuleiten.

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