top of page
definition.jpg

Definition Verhaltenstherapie

Verhaltenstherapie oder Verhaltensmedizin – was ist das eigentlich?

Verhält sich der eigene Hund oder die eigene Katze ganz anders als erwartet oder erwünscht, kann das zu einer ernsthaften Belastung im Alltag werden.

Fügt das Tier anderen oder sich selbst auch noch Leid oder gar körperliche Schäden zu, besteht dringender Handlungsbedarf. Als Tierärztin mit der Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie habe ich mich neben der rein medizinischen auch auf die verhaltenstherapeutische Arbeit mit Hunden und Katzen spezialisiert. Beide Arbeitsbereiche sind untrennbar miteinander verbunden. Ich berate und betreue Sie als Tierhalter in dieser Fachrichtung professionell, um auf ganzheitlicher Basis die Ursache des Problems zu finden, das problematische Verhalten zu beseitigen und gewünschte Verhaltensweisen zu fördern. 

 

Die Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin bei Tieren ist ein Fachbereich der Tiermedizin.

Sie beinhaltet die Verhaltenslehre (Ethologie), Lernbiologie, Physiologie, Neurologie, Pharmakologie und nicht zuletzt die Möglichkeiten der Therapie (Verhaltenstraining und medikamentöse Therapie). Wie auch für andere Spezialgebiete können sich interessierte Tierärzte in diesem Bereich fortbilden und legen nach bestimmter Ausbildungszeit eine Prüfung ab. Sie sind dann Fachtierärzte für Verhaltenskunde oder Tierärzte mit Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie. Therapiert werden, so wie auch in unserer Praxis, zumeist Hunde und Katzen, aber auch Heimtiere, große Papageien und Pferde. Letztere betreuen wir nicht.

 

In der Verhaltenstherapie unterscheidet man zwischen unerwünschtem Verhalten, problematischem Verhalten und einer Verhaltensstörung.

Bei den beiden erstgenannten werden Verhaltensweisen gezeigt, die im Alltag bestenfalls lästig sind (hier ist meist unzureichendes Training oder fehlerhafter, durch Missverständnisse geprägter Umgang mit dem Tier die Ursache) oder welche durchaus zur Belastung für Mensch und Tier werden können (z. B. übersteigerte, dem Anlass nicht angemessene Angst). Für beide Fälle gilt aber: das Tier zeigt zwar nicht passendes, aber grundsätzlich normales Verhalten. Bei der Verhaltensstörung liegen die Dinge anders. Hier handelt es sich um pathologische Verhaltensweisen, die nicht normal und durch die Situation nicht erklärbar sind. Das betroffene Tier ist nicht mehr in der Lage, sich normal zu verhalten und leidet unter seinem Zustand erheblich. Bei pathologischer Aggression besteht ein immenses Gefahrenpotenzial für die mit ihm lebenden Menschen. Hier besteht dringender Handlungsbedarf!

 

Die Verhaltenstherapie gehört in die professionellen Hände eines spezialisierten Tierarztes.

Bedenkt man die genannten Zusammenhänge, erscheint es selbstverständlich, dass die Verhaltenstherapie in die professionellen Hände des spezialisierten Tierarztes gehört. Dabei muss es sich nicht immer um die Verhaltensstörung handeln. Sie ist zum Glück eine eher seltene Erscheinung, wir sehen sie aber immer wieder in der eigenen Praxis. Meist beschreiben die Besitzer ihr betroffenes Tier als von Anfang an etwas „seltsam“ mit Verhaltensweisen, die sie nicht nachvollziehen können. Die Ursachen sind vielfältig und in der Regel angeboren. Manchmal können über ein MRT Veränderungen gefunden werden, wie z. B. ein interner Hydrocephalus oder andere strukturelle Fehler im zentralen Nervensystem. Oft findet man diesbezüglich keine veränderten Strukturen und die Ursache liegt in einer fehlerhaften Verarbeitung und Weiterleitung von neuronalen Reizen auf der Ebene der Botenstoffe. Je nach Ursache der Erkrankung und unter Berücksichtigung der Ausprägung in Verbindung mit einem gegebenenfalls vorhandenen Gefahrenpotenzial muss entschieden werden, ob eine Therapie mit Medikamenten zielführend erscheint. In seltenen Fällen kann es besser und sicherer sein, wenn das Tier die Familie verlässt. 

 

Die häufigsten Ursachen für unerwünschtes Verhalten sind unpassende Haltungsbedingungen und Missverständnisse in der Kommunikation zwischen Mensch und Tier, leider immer noch häufig ausgelöst durch fehlerhafte Erziehungsratschläge. Aber auch körperliche Erkrankungen (z. B.  Schmerzen) können die Ursache für Verhaltensprobleme sein. Auch hier ist der Tierarzt gefragt. Ohne eine vorherige gründliche Untersuchung darf keine Verhaltenstherapie begonnen werden, denn z. B. ein abwehrend-aggressiver Hund mit Rückenschmerzen wird für Verhaltenskorrekturen ohne Schmerzbekämpfung kein Verständnis haben und letztendlich profitieren auch Sie als Besitzer nicht von einer fehlerhaften Verhaltenseinschätzung, die auf einer mangelhaften Erhebung möglicher Befunde beruht.

 

Stress verursacht oftmals problematisches Verhalten.

Die Gründe für problematisches Verhalten können ebenfalls vielfältig sein. Häufig ist es durch Stress verursacht. Oft sehen wir Hunde, die unter mehr oder weniger ausgeprägter Angst leiden. Es sind zumeist Importhunde, die schlichtweg in der entscheidenden Lebensphase nicht an ein Leben in unserer Umgebung angepasst wurden. Ein Hund, der die ersten Monate in einer dunklen Ecke einer Scheune sein Dasein gefristet oder gar sich selbst überlassen auf der Straße gelebt hatte, sieht sich hier mit einer Fülle von ihm absolut fremden Eindrücken konfrontiert und ist dementsprechend maximal gestresst und leidet unter dauerhafter Angst. Gleiches gilt für Katzen, die unter sozialem Stress  oder einem nicht katzengerechten Umfeld leiden und dies durch anhaltende Unsauberkeit zeigen. Nein, es ist kein Protest! Tiere unter dauerhafter Angst oder  anhaltendem Stress leiden extrem, ihnen muss geholfen werden. Bedauerlicherweise dauert es häufig sehr lang, bis die Dringlichkeit erkannt und um kompetenten Rat gebeten wird. 

 

Ziel der Verhaltenstherapie ist neben der Wegnahme des Leidensdrucks und der Verbesserung des Verhaltens,

dass Sie als Besitzer verstehen, wodurch das problematische Verhalten entstanden ist. Sie lernen, Ihr Tier besser zu lesen, mit ihm verständlich zu kommunizieren und seine Bedürfnisse zu respektieren. Ein in kleinen Schritten gestalteter Therapieplan gibt Ihnen die notwendigen Schritte an die Hand. Im weiteren Verlauf der Verhaltenstherapie finden Kontrolltermine statt, in denen der Verlauf beurteilt und dokumentiert wird und Sie Anleitung für weitere Schritte erhalten. Durch systematisches und schrittweises Vorgehen werden im Lauf der Zeit deutliche Verbesserungen erreicht. Für kurze Zwischenfragen können Sie uns auch eine Mail schicken.

 

Verhaltensprobleme können die Beziehung zwischen Mensch und Tier sehr belasten.

Der Alltag wird kompliziert, möglicherweise kommt noch Druck aus der Umgebung, durch Freunde oder genervte Nachbarn hinzu. Häufig haben die Besitzer bereits eine lange Reise von Trainer über Hundeschule bis zu Tierpsychologen hinter sich und wissen nicht mehr weiter, die psychische Belastung ist groß, die finanzielle war es vielleicht auch schon. Der Wunsch nach einer schnellen Lösung wird daher oft geäußert, ein einfacher „Tipp“, durch den alles besser klappt. Den gibt es leider nicht! Eine Verhaltenstherapie dauert Wochen bis Monate, je nach Ausprägung der Verhaltensauffälligkeit. Manche Maßnahmen müssen unter Umständen ein Tierleben lang beibehalten werden. Daher ist uns die fundierte Aufklärung Ihrerseits als Besitzer im Beratungsgespräch so wichtig. Der Behandlungserfolg hängt in hohem Maß von Ihrer Bereitschaft ab, die notwendigen Maßnahmen in den Alltag zu integrieren und konsequent durchzuführen. Ist dies der Fall, sind die Aussichten auf eine dauerhafte Verbesserung aber sehr gut. Dann ist letztendlich auch ein weiteres Ziel erreicht: die Harmonie zwischen Ihnen und Ihrem Tier ist wieder hergestellt!

bottom of page