top of page
  • rgebhardt

Zahnpflege und Zahnsteinprophylaxe bei Hund und Katze



Die regelmäßige Reinigung der Zähne von Hund und Katze ist ein wichtiger Baustein zur Vorbeugung von Zahnstein. Dies betrifft nicht nur diejenigen, die bereits Zahnprobleme haben, sondern auch zahngesunde Tiere. Durch eine regelmäßige Pflege der Zähne kann die Zahnsteinneubildung verhindert oder zumindest deutlich verlangsamt werden. So beugt man den Folgeerkrankungen vor und schützt vor dem vorzeitigen Verlust der Zähne.


Insbesondere die kleinen Hunderassen neigen zur Zahnsteinbildung. Sie haben die gleiche Anzahl an Zähnen wie die größeren Hunde, aber weniger Platz in den kleinen Mundhöhlen. Zudem sind ihre Zähne in Relation zur Körpergröße oft etwas zu groß. In der Folge stehen die Zähne zu eng zueinander oder quergestellt (das sogenannte Kulissengebiss). Auch nagen kleine Hunde weniger gern an harten Kauprodukten herum. All das trägt dazu bei, dass die natürliche mechanische Selbstreinigung des Gebisses erschwert ist, Futterreste bleiben eher in den engen Zwischenräumen hängen. Sie bilden den Nährboden für Plaquebakterien, durch die Zahnfleischentzündungen und Zahnstein entstehen können. Aber auch die größeren Rassen haben insbesondere im mittleren oder späten Alter mit Zahnstein zu tun.

Als Tierbesitzer können Sie hier ausgleichend eingreifen durch eine regelmäßige Pflege der Zähne Ihres Tieres.


Warum bildet sich Zahnstein?

Auf nicht gereinigten Zähnen bildet sich ein Film, die sogenannte Plaque, der aus Futterresten, Bakterien, abgestorbenen Zellen der Mundhöhle und einigem anderen besteht. Wir kennen das Gefühl selbst, bevor wir die Zähne putzen: sie fühlen sich etwas pelzig an. Nach dem Zähneputzen ist alles wieder glatt. Genauso wie bei uns liegt die Plaque nur lose auf dem Zahn und kann auch bei Tieren einfach weggeputzt werden. Geschieht dies nicht regelmäßig, wird die Plaqueschicht dicker und zäher und kann nur noch mit Mühe beseitigt werden, Reste bleiben übrig. Fügen sich dann noch Mineralien aus dem Speichel hinzu, entsteht Zahnstein. Hier hilft kein Putzen mehr. Zahnstein kann nur noch durch eine professionelle Zahnreinigung mittels Ultraschallscaler in Narkose entfernt werden.

Ist der Zahnstein erst einmal da, treten Folgeerkrankungen unweigerlich ein. Es beginnt meist mit einer Zahnfleischentzündung, die man an der Rötung und einer gesteigerten Empfindlichkeit des Zahnfleischs mit Blutungsneigung erkennen kann. Im weiteren bilden sich Zahnfleischtaschen, in denen sich um so mehr Futterreste, Erde, Haare und in der Folge Bakterien einlagern. Zu diesem Zeitpunkt fällt dem Besitzer meist der üble Mundgeruch des Tieres auf. Er wird durch die Bakterien verursacht. Im Verlauf entzünden sich die Zahnfächer oder der gesamte Zahnhalteapparat. Zähne lockern sich oder fallen aus. Insbesondere bei Hunden entstehen Zahnwurzelabszesse, die entweder in die Maulhöhle fisteln oder sich über eine erkennbare Beule unter dem Auge durch Kieferknochen und Haut ihren Weg bahnen. So weit sollte es allerdings nicht kommen, denn Hund und Katze leiden sehr unter schmerzenden Zähnen oder einer Zahnfleischentzündung, auch wenn sie es vielleicht nicht eindeutig zeigen. Ist dieses Stadium erreicht, hilft nur noch eine aufwendige Zahnsanierung mit professioneller Reinigung, der Extraktion aller gelockerter und infizierter Zähne und der Korrektur der Zahnfleischtaschen.

Spätestens nach einer solchen Sanierung sollten Sie als Tierbesitzer eingreifen und Zahnprophylaxe betreiben. Sie schaffen damit eine deutliche bessere Lebensqualität und beugen Schmerz und Infektion vor.


Zähne putzen hilft!

Und zwar am besten täglich! Beim Tierarzt oder im Fachhandel gibt es mehrere Modelle an Tierzahnbürsten zur Auswahl. Alternativ kann es auch eine weiche Bürste für Babys und Kleinkinder sein. Auch Ultraschallzahnbürsten können eingesetzt werden. Bitte verwenden Sie keine Zahnpasta für Menschen. Sie enthält Substanzen, die für Tiere ungeeignet sind und ihnen obendrein nicht gut schmecken. Sie ist daher nicht nur schädlich, sondern wird für Widerwillen sorgen. Zahnpasta für Tiere dagegen schmeckt lecker, reinigt trotzdem und kann bedenkenlos geschluckt werden.


Wie machen Sie es richtig?

Ideal ist es, wenn Sie Ihr Jungtier bereits ans Zähneputzen gewöhnen. Junge Tiere sind neugierig, machen gern mit und sind toleranter als ältere. Aber auch Senioren können noch trainiert werden.

Für alle gilt: bleiben Sie geduldig und wählen Sie die Trainingsschritte klein.

In den ersten Tagen üben Sie lediglich die gründliche Untersuchung der Maulhöhle. Für das spätere Putzen der Zähne muss Ihr Tier tolerieren, dass sie eine ganze Weile die Lefzen anheben und in der Maulhöhle beschäftigt sind. Die dazu notwendigen Handgriffe müssen vor der eigentlichen Reinigung gelernt sein. Wählen Sie für die Zahnreinigung (und die vorherigen Übungseinheiten) immer den selben Platz aus. Rituale helfen zu wissen, woran man ist. Heben Sie die Oberlefze einer Seite kurz an und reichen Sie ein Leckerchen. Dies wiederholen Sie auf der anderen Seite. Ähnlich verfahren Sie unten auf beiden Seiten. Ziehen Sie die Lefzen vorsichtig ein wenig zur Seite, um auch die hinteren Zähne gut einsehen zu können. Vergessen Sie nicht, für jeden Handgriff ein Leckerchen zu geben. Über die ersten Tage steigern Sie die Dauer der Maßnahmen.

Toleriert Ihr Tier die gründliche Untersuchung der Mundhöhle, beginnen Sie mit den Vorübungen für das eigentliche Putzen. Geben Sie ein wenig Zahnpasta auf Ihre Fingerkuppe und berühren damit Zahn oder Zahnfleisch, am besten im vorderen Bereich des Gebisses. Nach einigen Tagen können Sie sich zu den weiter hinten liegenden Backenzähne vorarbeiten und mit sanft reibenden Bewegungen beginnen.

Werden auch diese Maßnahmen akzeptiert, wechseln Sie vom Finger zur Bürste. Wiederholen Sie die oben beschriebenen Fingerübungen nun mit der Zahnbürste. Steigern Sie langsam Dauer und Druck (letzterer nur in Maßen!) der Massage.

Für die Wochen des Trainierens sind Leckerchen während der Übungseinheiten noch erlaubt. Akzeptiert Ihr Tier die Reinigung, sollten sie nicht mehr gegeben werden, da sonst sofort wieder Futter an den sauberen Zähnen klebt. Für die Verfressenen sollte die wohlschmeckende Zahnpasta ausreichen, Spielbegeisterte freuen sich am Ende über eine Runde toben.


Alternativen für die Verweigerer

Manche Tiere verweigern sich dem Putzen. Insbesondere Katzen müssen mit dem Training im frühen Kittenalter beginnen, die wenigsten sind später tolerant genug für eine gründliche Reinigung. Alternativ kann hier mehrmals pro Woche ein Chlorhexidin-Gel aufgetragen werden, das Sie bei uns erhalten. Es muss nicht einmassiert werden, sondern wird mit dem Finger auf den Zahnfleischsaum aufgestrichen. Durch seine leicht haftenden Eigenschaften verbleibt es eine Zeitlang auf dem Zahnfleisch. Es wirkt desinfizierend und reguliert damit die Mundflora.

Sorgen Sie für viel Bewegung Ihres Hundes. Tägliche Spaziergänge und Toben draußen führt über das Hecheln des Hundes zu vermehrtem Speichelfluss. Auch dies reinigt und desinfiziert das Gebiss.


Hinweise zur Fütterung

Hunde sollten am besten nur zweimal am Tag eine Mahlzeit erhalten, da die natürliche Selbstreinigung des Gebisses ca. 12 Stunden Zeit in Anspruch nimmt. Dazwischen gar keine Leckerchen zu geben wäre ideal. Da die meisten Hundebesitzer aber mit Ihrem Hund trainieren und hierbei mit Futter belohnen, sollte man die Leckerchen so klein und weich wählen, dass sie sofort verschluckt und nicht gekaut werden. Bieten Sie Ihrem Hund nach dem Training Wasser an. Auch Trinken spült die Zahnzwischenräume.

Durch die Gabe von speziellem Dentaltrockenfutter mit eher größeren Kroketten kann man das Kauen anregen und so die Zähne mechanisch ein wenig reinigen. Dies ersetzt allerdings nicht den Putzvorgang. Leider verweigern oft gerade die Kleinstrassen diese Form der Fütterung.

Eine weitere gute Möglichkeit der Zahnreinigung ist die tägliche Gabe eines Kauproduktes. Hierbei kann es sich um getrocknete Fleisch- oder Hautstreifen handeln oder um Dentalsticks mit desinfizierenden Enzymen. Gründliches Kauen reinigt insbesondere die für das Zähneputzen schwerer zugänglichen Backenzähne. Echte Knochen, Kauwurzeln oder Geweihstangen sind ungeeignet. Sie sind genauso hart wie Zähne und führen gerade bei älteren Tieren, deren Zahnsubstanz nicht mehr so stabil ist, zu Zahnfrakturen. Die abendliche Gabe nach der letzten Fütterung ist ideal, da der Hund so mit geputzten Zähnen in die Nachtruhe geht.

Comments


bottom of page