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Giardienbefall



Hat Ihr Hund oder Ihre Katze immer mal wieder weichen Kotabsatz, manchmal mit Schleim oder vielleicht sogar mit ein wenig frischen Blutbeimengungen? Bei Freigängerkatzen ist das oft schwer zu beurteilen, da sie den Toilettengang im Freien meist dem im Haus bevorzugen. Hundebesitzern fällt das eher auf, da sie zwangsläufig dabei sind, wenn der Hund das Haus verlässt.


Neben möglichen anderen Erkrankungen wie z. B. verschiedene Formen der Darmentzündung oder eine Futtermittelunverträglichkeit sollte man in diesen Fällen auch an einen Giardienbefall denken.


Was sind Giardien und wo kommen sie her?

Es handelt sich hierbei um einzellige Organismen, die als Parasiten im Darm leben und dessen Verdauungsleistung beeinträchtigen. Insbesondere junge Tiere leiden unter einem Giardienbefall sehr und zeigen unter Umständen deutliche Erkrankungssymptome wie hartnäckigen und teils schweren Durchfall, mangelnden Appetit, Apathie und Austrocknung. Erwachsene Tiere sind oft stille Träger. Ihnen merkt man meist keine Symptome an, sie scheiden Giardien aber regelmäßig aus und tragen somit zur Verbreitung bei. Haben sie Symptome, so beschränken sie sich in der Regel auf den immer wiederkehrenden weichen Kot und ggf. Gewichtsabnahme. Treten bei einem stillen Träger andere Erkrankungen auf, so können die Giardien durch das dann geschwächte Immunsystem zusätzliche Probleme und heftige Durchfälle bereiten. Hinzu kommt, dass Hunde mit unbehandeltem oder sehr starkem Befall, bedingt durch die chronische Darmentzündung, häufig Futtermittelunverträglichkeiten oder -allergien entwickeln.

Warum nehmen Giardien zu?

Bis vor wenigen Jahren waren Giardien hier kaum ein Thema, da sie wärmere Regionen bevorzugen. Im Zuge der allgemeinen Erwärmung bahnen sie sich allmählich den Weg in nördlichere Bereiche. Laut einer aktuellen Studie nimmt der allgemeine Giardienbefall erkennbar zu, insbesondere betroffen sind Pferde (Pferdeäpfel sind für viele Hunde ein Leckerbissen!) und Chinchillas. Auch der Import von Hunden und Katzen aus dem Süden trägt deutlich dazu bei, da diese Tiere oftmals stille Träger sind, die Parasiten also unentdeckt mitbringen und verbreiten. In diesem Sinne wäre es sinnvoll, Importtiere noch vor der Einfuhr auf Giardien zu testen und erst nach Ende der Therapie und negativem Test einreisen zu lassen, so wie das auch für alle anderen Reiseerkrankungen empfehlenswert ist. Vermehrt findet man Giardien auch in Beständen von unseriösen Züchtern oder Händlern. Hier wird aus Kostengründen gern auf regelmäßig notwendige antiparasitäre Behandlungen oder die routinemäßige Kotuntersuchung aller Tiere verzichtet. Oft ist der Giardienbefall sogar bekannt (die Eltern sind gern symptomlose Träger) und der Käufer erhält (ganz „fürsorglich“, aber illegal…!) Medikamente zur Eingabe für die ersten Tage mit nach Hause. So werden Symptome vertuscht, der Befall selbst aber nicht effektiv behandelt.

Eine Kotuntersuchung gibt Aufschluss.

Bei Verdacht auf einen Giardienbefall muss über eine Kotuntersuchung festgestellt werden, ob sie tatsächlich vorliegen. Dazu muss Kot aufgesammelt und zum Tierarzt gebracht werden. Über einen Schnelltest in der Praxis oder eine Untersuchung im Fremdlabor wird der Befall nachgewiesen. Zur Beseitigung stehen Präparate zur Verfügung, die über mehrere Tage verabreicht werden. In hartnäckigen Fällen müssen die Anwendungsintervalle wiederholt werden, bis der Labortest ein negatives Ergebnis liefert. Zeigt das Tier zusätzliche Symptome wie Durchfall oder Schwäche, muss diätetisch (oft über mehrere Wochen) und gegebenenfalls sogar mit Infusionen gearbeitet werden.

Sollten Ihnen also oben beschriebene Symptome auffallen, so nehmen Sie dies nicht auf die leichte Schulter. Giardien sind auch für Menschen ungebetene Gäste, insbesondere für Kinder, ältere Herrschaften und Personen mit geschwächtem Immunsystem.

Mit Medikamenten und Hygiene gegen die Plagegeister

Ist ein Befall diagnostiziert, muss neben der Gabe von Medikamenten noch ein gründliches Hygienemanagement eingehalten werden. Viele der vermeintlich therapieresistenten Giardienträger infizieren sich nach eigentlich erfolgreicher Abtötung der Erreger an der eigenen Umgebung wieder neu und alles beginnt von vorn.

Ein Wort noch zu zunehmenden alternativen „Behandlungsmethoden“ aus vielfältigen Internetquellen: entgegen der Meinung dieser Gruppierungen gehören Giardien NICHT zur normalen Darmflora! Es handelt sich um Parasiten und diese müssen beseitigt werden. Unterlässt man eine effektive Behandlung, wird Ihr Hausgenosse zum Dauerträger mit chronisch entzündetem Darm, was diverse Folgeerkrankungen mit sich bringen kann. Die Bausteine einer effektiven Behandlung sind wirksame Medikamente, ergänzt durch ein konsequentes Hygienemanagement. Eine anschließende Darmsanierung ist empfehlenswert. Ratschläge zur Gabe von Möhrensuppe, reiner Fleischnahrung, Kräuterbuttermilch und was man nicht alles noch findet... oder die Umstellung der Ernährung auf BARF, selbst Gekochtes oder eine andere Futtermarke haben keinen positiven Effekt. Lassen Sie sich bitte nicht verunsichern, auch wenn die Behandlung in seltenen Fällen mehrerer Medikamentenintervalle oder einer Kombination bedarf. Sofern Sie als Besitzer mitmachen, haben wir bisher noch alle Giardienfälle in den Griff bekommen!

Die European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP, www.esccap.de) empfiehlt folgendes:

  • Der Kot des Hundes (im eigenen Garten, aber auch draußen) muss konsequent nach jedem Kotabsatz aufgesammelt und im geschlossenen Plastikbeutel über den Hausmüll entsorgt werden (nicht in die Biotonne!). Anschließend muss sofort über die bekotete Stelle großzügig kochendes Wasser gegossen werden (führt im eigenen Rasen befristet zu gelben Flecken).

  • Alle Oberflächen, die möglicherweise mit Kot beschmutzt sind (Böden (auch im Außenbereich, also z. B. Terrasse), ggf. Wände) müssen täglich gründlich gereinigt und anschließend getrocknet werden. Alle geeigneten Flächen müssen mit einem gegen Giardien wirksamen Wischkonzentrat täglich gereinigt werden. Bereiche, die nicht gewischt werden können, müssen mit einem Spray gleichen Inhalts bearbeitet werden. Beide Präparate erhalten Sie bei uns. Bitte beachten Sie unbedingt die Einwirkzeiten des Herstellers! Alternativ zu den Desinfektionsmitteln kann auch ein Dampfreiniger benutzt werden.

  • Für die Dauer der Behandlung reinigen Sie Ihre Fußböden täglich mit dem genannten Desinfektionsmittel (Konzentrat nach Anleitung anmischen). Sollten Sie einen Dampfreiniger benutzen, so muss auch er täglich gründlich zum Einsatz kommen.

  • Futter- und Wassergefäße müssen täglich mit kochendem Wasser gereinigt oder in die Spülmaschine bei 65 ° C gegeben werden. Auch Spielzeuge müssen täglich so gereinigt werden.

  • Katzentoiletten brauchen eine tägliche Reinigung mit kochendem Wasser und anschließender Trocknung. Die Streu wird dabei täglich vollständig (bei Klumpstreu nicht nur die Ballen aussortieren!) gewechselt und im Hausmüll entsorgt.

  • Alle Decken und Kissen für das Tier werden täglich mit mindestens 65 ° C gewaschen. Alle Materialien, die das nicht vertragen, müssen entsorgt werden (Hausmüll). Alternativ können sie auch für mehrere Tage eingefroren werden.

  • Kratzbäume sollten täglich gründlich gereinigt (Dampfreiniger), abgesaugt und desinfiziert werden.

  • Zu Beginn und zum Ende einer Behandlung (negativer Kotnachweis) sollten Hunde gebadet werden. Shampoos mit speziellem Wirkstoff erhalten Sie in der Praxis. Solange der Hund an Durchfall leidet und sich dadurch bedingt Kotreste ins Fell haften, sollte der Hund täglich gebadet werden

  • Bei langhaarigen Tieren sollte das Fell zumindest im Anogenitalbereich geschoren werden. Befallene Langhaarkatzen müssen u. U. (da ein Bad kaum toleriert wird) ganz geschoren werden.

  • Meiden Sie Spaziergänge an von Hunden stark frequentierten Wegen und geben Sie Ihren Hund vor der negativen Endkontrolle weder in die Hundeschule noch in eine Tagesstätte. Auch regelmäßige Trainingsstunden in Hundeschule oder -verein müssen bis zur negativen Kotuntersuchung unterbleiben. Zum einen schaffen Sie ungewollt selbst ein Erregerreservoir und zum anderen reinfiziert sich Ihr Hund möglicherweise genau an solchen Orten! Aus diesem Grund sollten Hundegruppen, die Sie regelmäßig besuchen, auf den Giardienbefall hingewiesen werden. Ohnehin empfiehlt sich für solche Einrichtungen die verpflichtende vierteljährliche Kotuntersuchung aller Teilnehmer, um die Verseuchung des Geländes zu verhindern.

  • Auch Nutztiere können Giardienträger sein. Demzufolge kann sich Ihr Hund auch über die Aufnahme von deren Kot (Pferdeäpfel, Gülledüngung) anstecken. Bitte vermeiden Sie über die Dauer der Behandlung entsprechende Bereiche. Sind Sie Pferdebesitzer und haben Ihren Hund regelmäßig mit am Stall, ist eine Kontrolle des Pferdekots sinnvoll.

Selbst wenn der Kot mit Einstieg in die medikamentöse Behandlung eine feste Konsistenz annimmt, ist es unabdingbar, einen abschließenden Erregernachweis durchzuführen. Erst wenn dieses Ergebnis negativ ist, dürfen die Behandlung und das Hygienemanagement beendet werden!


Wir beraten Sie gern ausführlich bei weiteren Fragen!


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